Traumapädagogik als ganzheitlicher, lösungsorientierter Ansatz

Die Traumapädagogik (Trauma von altgriechisch „Wunde“, Pädagogik von griechisch „Erziehung, Unterweisung“) verbindet die Erkenntnisse der Psychotraumatologie, der Neurologie, der Bindungs-und Traumaforschung und überträgt diese auf die pädagogische und beratende Arbeit mit Betroffenen und deren Lebensumfeld. Dabei steht die Wiederherstellung der eigenen Handlungskompetenzen im Vordergrund. Sie beschäftigt sich mit der eigenen professionellen Rolle des Betroffenen, der Selbstreflexion, den persönlichen Ressourcen und Risiken, um Überforderungen selbstschützend und wirksam begegnen zu können. Hierzu gehören auch die Psychoedukation des Traumas und der bewusste Umgang damit, sowie das Üben des ABC der Selbstfürsorge. Die Betroffenen erlernen unterschiedlichste Techniken und Handwerkszeug zur Bewältigung ihres Alltags, um ihre Symptome besser zu verstehen und mit den Traumafolgen umgehen zu können. Das Ziel ist, die Betroffenen sozial und emotional zu stabilisieren, das Vertrauen zu sich selbst und zu anderen wieder aufzubauen und selbstbewusst einen positiven Weg der Neuorientierung einzuschlagen.. Deshalb steht beim traumapädagogischen Ansatz die Vermittlung zwischen der Innen-und Außenwelt des Betroffenen im Vordergrund, was insbesondere durch die Ego-State Arbeit gelingt. Die Traumapädagogik dient dazu, dass die Betroffenen ihre oft dysfunktionalen Verhaltensweisen verstehen lernen, diese durchbrechen können und im Arbeitsprozess neue Sichtweisen erhalten und alternative Handlungsweisen erlernen.


Wie wirkt Traumapädagogik?

Aufzählungszeichen Aktuelles Wissen und Verstehen über das erlebte Trauma, also Psychoedukation über mögliche posttraumatische Symptome und deren Einordnung in die individuelle Lebensgeschichte
Aufzählungszeichen Aufbau von Ressourcen, also die eigenen Stärken (wieder-)erkennen und für sich nutzen lernen
Aufzählungszeichen Schutz und Sicherheit durch das Leben an einem sicheren Ort, der auf ihre Bedürfnisse abgestimmt ist
Aufzählungszeichen Aktivierung gegenwärtiger innerer Ressourcen (z.B. sicherer Ort) und äußerer Ressourcen (Arbeitsplatz, Schule, Familie, Freundschaften, Natur)
Aufzählungszeichen Erweiterte Handlungsspielräume durch Vermittlung und Übung praxisnaher Methoden
Aufzählungszeichen Entlastung durch das Erlernen von Selbst-Fürsorge Strategien, die das Burn-Out Risiko verringern und lernen mit den quälenden Erinnerungen umzugehen
Aufzählungszeichen Veränderung von eingefahrenen Überzeugungen, Einstellungen, Denk-und Handlungsmustern, um im Leben, im „Hier und Jetzt“ wieder einen Sinn zu finden und sich den Alltagsherausforderungen kompetent stellen zu können
Aufzählungszeichen Steigerung des Selbstwertgefühls durch Wiedererlangung eines positiven Selbstbilds mittels verschiedenster Methoden
Aufzählungszeichen Besserer Kontakt zu sich selbst und anderen (wieder-)erlernen um wieder Vertrauen in Beziehungen zu fassen
Aufzählungszeichen Anerkennung der Realität und Erlernen des Umgangs mit den Symptomen durch intensives Coaching auf dem individuellen Lösungsweg
Aufzählungszeichen Erlernen einer respektierenden Haltung gegenüber der eigenen Lebensgeschichte, den eigenen Wunden und Beeinträchtigungen
Aufzählungszeichen Integration der traumatischen Erfahrung in die Lebensgeschichte und methodische und didaktische Begleitung auf dem Weg zur Neuorientierung in der Realität
Aufzählungszeichen Erlernen der Selbstregulation von traumatischen Erinnerungen und traumatischen Stress durch spezifische traumapädagogische Übungen
Aufzählungszeichen Neuentwicklung der Körperfürsorge und des Körpergewahrseins
Aufzählungszeichen Vermeidung, bzw. Verkürzung von Krisen und Psychiatrieaufenthalten durch Entschärfung und Entspannung als schnell wirksamer ganzheitlicher Ansatz, wenn bei niedergelassenen Psychotherapeuten kein kurzfristiger Therapieplatz verfügbar ist.
Aufzählungszeichen Interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärzten, Psychotherapeuten, Physiotherapeuten, etc.


Abgrenzung zur Psychotherapie

Die Psychotherapie

„Psychotherapie ist ein bewusster und geplanter interaktioneller Prozess zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungsbedürftig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation) meist verbal aber auch averbal in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimalisierung und/oder Strukturänderung der Persönlichkeit) mittels lehrbarer Techniken auf der Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens.“ (Hans Strotzka (Hrsg.): Psychotherapie. München 1978, 2. Auflage, S. 4)


Im deutschen Gesundheitssystem gibt es aktuell nur drei Verfahren, die von den gesetzlichen Krankenkassen als finanzierte Psychotherapie zugelassen sind:

     1. Verhaltenstherapie

     2. Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und

     3. Analytische Psychotherapie


Das psychotherapeutische Setting wird wegen seiner juristischen und theoretischen Rahmenbedingungen von anderen Formen der professionellen (Arbeits-) Beziehung formal deutlich unterschieden. So gilt als Psychotherapie jede psychologische „Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert“ mittels „wissenschaftlich anerkannter Verfahren“. Hingegen gehören „psychologische Tätigkeiten“, die die Aufarbeitung und Überwindung sozialer Konflikte oder sonstige Zwecke außerhalb der Heilkunde zum Gegenstand haben“ nicht zur Psychotherapie.


Das Coaching

Deutlich unterscheidet sich auch das Coaching von der Psychotherapie. Coaching bezeichnet strukturierte Gespräche zwischen einem Coach/Berater und einem Klienten und dient damit der Ressourcenaktivierung. Der Coach / Berater verdeutlicht dem Klienten seine positiven Möglichkeiten, Eigenheiten, Fähigkeiten und Motivationen, damit sich dieser seiner Stärken bewusst wird. Die Gesprächsführung wird so gestaltet, dass der Klient z. B. problematische oder belastende Erfahrungen und Emotionen in der Sitzung erneut erlebt. Diese fasst der Coach in Worte und macht sie damit „greifbar“ und lösbar. Er erhält somit Unterstützung bei der aktiven Problembewältigung. Der Klient macht im Gespräch die Erfahrung, dass er anstehende Herausforderungen oder Probleme aus eigener Kraft bewältigen kann, die ihm bisher als nicht lösbar erschienen sind. Anschließend kann und soll er Problemlösungen mit steigendem Schwierigkeitsgrad eigenständig in der Praxis ausprobieren. Somit hilft der Coach / Berater dem Klienten, seine bewussten oder unbewussten Motive, Ziele und Werte klarer zu sehen. Dies fördert das Verständnis dafür, warum der Patient sich so verhält und so empfindet und nicht anders. Methodisch überschneiden sich Therapie, Beratung, Coaching, Seelsorge, Selbsterfahrung oft bis in Kernbereiche.